Mann im Regen - Daniel Jähnichen

Mann im Regen

Es lief einmal, so gegen Mitternacht, ein einsamer Mann die Straßen einer schon schlafenden Stadt entlang. Die Stille umgab diesen Mann, es war nichts zu hören, außer das beruhigende prasseln des Regens. Dieser Mann trug nur Jeans und T-Shirt. Kein Schirm oder eine Kaputze, die ihn vor dem Regen schützen könnten. Doch der Mann wollte es so. Er war schon ganz nass von dem vielen Regen. Doch das störte ihn nicht. Das einzige was für ihn zählte, war die beruhigende Stille der Nacht und das entspannende prasseln des Regens. Er kam sich in diesem Moment sehr lebendig vor. Wie er so die einsamen Straßen dieser Stadt entlang schlenderte, sinnierte er über sich und das Leben. Solche Momente bekommt man selten im Leben. Wenn man sie erlebt, sollte man sie mit einem herzlichen Gruß in Empfang nehmen. Also ging eben dieser Mann diese Straße entlang und grübelte nach. Was hatte er schon alles erreicht im Leben. Hatte er sein Leben bis zum letzten ausgelebt. Hatte er alles bekommen, was er sich gewünscht hat? Haben sich all seine Träume erfüllt, die er sich in seiner Jugend vorgenommen hatte? Hatte er seine Prioritäten richtig gewählt und sie auch durchgezogen?

Er dachte kurz darüber nach. Schaute zum Boden und erspähte eine große Pfütze, in der sich das Regenwasser sammelte. Er beobachtete, wie die winzigen Regentropfen das Wasser in der Pfütze aufwühlten. In der Pfütze erspähte er sein Gesicht. Jedoch war sein Abbild durch die vielen Regentropfen verzerrt. Doch was unverkennbar war, war die Tatsache, dass dieses Gesicht durch das Leben gezeichnet war. Seine Augen hatten viel gesehen. Seine Ohren viel gehört. Und seine Lippen formten schon so ziemlich jedes Wort in seiner Sprache. Ob nun gute oder schlechte Worte sei einmal dahingestellt. Doch er bereute keines davon. Warum auch? Sie waren teil seiner Persönlichkeit. Ein Teil eben seiner Geschichte. Die Geschichte seines Lebens.

Und über dieses Leben dachte dieser Mann nach. Wie hätte dieses Leben ausgesehen? Ein Job als gesichtsloser Angestellter in irgendeiner großen Firma? Nur ein Zahnrad im großen System. Ein Arbeiter, der sich seelenlos für eine Sache opfert, ohne jemals einen Gedanken an Selbstverwirklichung zu verschwenden. Wohlmöglich erst spät geheiratet. Kinderlos. Kaum Freunde. Nur Kollegen. Bestand die Beziehung zu seiner Frau nur aus platonischer Liebe. Zweckdienlich, weil ja jeder einmal heiraten muss? Doch war er so ein Mann?

Er schaute gen Himmel. Regentropfen rannen sein Gesicht herunter. Einige davon verfingen sich in seinen Wimpern und rannen seitlich der Augen hinunter und hinterließen Spuren, als würde er weinen. Da fing er wirklich an zu weinen. Kniete sich auf den nassen Boden. Seine Jeans weichte an den Knien auf. Er schaute weiterhin zum Himmel hinauf und sagte „Danke“.

Doch wofür bedankte sich dieser Mann? Er bedankte sich für ein Leben ohne Bedauern. Würde er sein Leben noch einmal leben dürfen, würde er alles wieder genauso machen. Er würde sich wieder unsterblich in eine Frau verlieben, mit der es unmöglich wäre, eine gemeinsame Zukunft an zu streben. Er würde sich wieder das Herz brechen lassen und daran wachsen. Hätte wieder die gleichen Freunde, die ihm immer beistehen. Denn sie waren die Besten. Würde wieder nach einem Job streben, den er seiner Leidenschaft wegen ausübt, und nicht des Geldes wegen. Würde wieder lieber glücklich in einer Wohnung wohnen, als das ganze leben lang Hypotheken an ein Haus abzuzahlen. Und er würde sich wohl immer wieder in die eine Frau verlieben, die ihn bis an sein Ende begleiten würde. Würde ihr wieder zwei wunderschöne Kinder schenken und sich daran erfreuen sie großziehen zu dürfen. Das war ein Leben, welches erstrebenswerter wohl kaum ist.

Also stand dieser Mann wieder auf. Setzte sich in seinen Kleinwagen, fuhr in seine Wohnung, ging in das Kinderzimmer, küsste seine zwei schlafenden Kinder und legte sich anschließend zu seiner Frau ins Bett und schlief selig ein.

Hast des selber gschrieben?

japp! … warum? so schlecht? :D

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